Problem Plastik

 

Heutzutage benutzen wir Kunststoff und Plastik täglich. Allein bei einem Einkauf im Supermarkt bringen wir unzählige verschiedene Plastikverpackungen nach Hause. Auch in Kleidung, Pflegeprodukten und in alltäglichen Gebrauchsgegenständen findet sich Plastik wieder. Dieser Kunststoff wird meist gedankenlos benutzt, ohne dass der Konsument sich über die langfristigen Folgen und Nebenwirkungen im Klaren ist. An sich hat Kunststoff eine lange Geschichte. Schon die Maya entdeckten den Ersatz für andere Stoffe: die Milch des Kautschukbaums. Im 17. und 18. Jahrhundert brachten Forscher diese Pflanze nach Europa. 1839 gelang es dem Amerikaner Charles Goodyear durch die Vermischung von Schwefel und Kautschuk das erste formbare Gummi herzustellen. Goodyear schaffte so den ersten halbsynthetischen Kunststoff. Dies war die Geburtsstunde der Vulkanisation, diese ermöglichte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die Gummiindustrie. Man spricht von dem Beginn des Kunststoffzeitalters. Bakelit war der erste Kunststoff, der industriell hergestellt wurde. Da dieses Material hitzebeständig ist, wurde es lange für Telefone, Toaster und Föns verwendet. Ab der Mitte des 20. Jahrhunderts stieg die Produktion von Kunststoff sprunghaft an. Inzwischen werden weltweit rund 240 Millionen Tonnen jährlich produziert.

 

Das Problem Plastik beginnt schon mit der Kleidung. Beispielsweise Fleece. Diese Kleidungsstücke werden oftmals aus PET-Flaschen hergestellt. Was an sich ein guter Gedanke des Recycling ist, stellt sich im Nachhinein als umweltbelastend heraus. Während des Waschgangs lösen sich bis zu 1900 Polyester- und Acrylpartikel aus der Kleidung. Jährlich leitet ein Haushalt durchschnittlich etwa 4100 Liter mit Textilfasern angereichertes Wasser in die Kläranlagen. Diese können die Mikropartikel allerdings nicht herausfiltern, weswegen diese in das Abwasser fließen und letztendlich in den Flüssen und Meeren landen. Dort nehmen Fische diese auf und letztendlich landen diese auf unseren Tellern und wir nehmen das Mikroplastik auf. Auch High-Tech Laufshirts, Funktionskleidung an andere synthetische Gewebe geben Mikorplastik während der Reinigung in das Wasser ab. Doch befindet sich Mikroplastik auch in Kosmetikartikeln, Reinigungsmittel und Autoreifen. Durch den Abrieb der Reifen entsteht jährlich über 110000 Tonnen Mikroplastik im Jahr. Mikroplastik hat nicht nur giftige Zusatzstoffe, dort sammeln sich auch in hoher Konzentration. Die Forschung hat schon an Plankton, Muschen, Garnelen und Fischen Rückstände von Mikroplastik gefunden. Und letztendlich nimmt der Mensch diese auch wieder auf. 18 Strände auf sechs Kontinenten wurden auf Rückstände von synthetischen Fasern getestet. Das Ergebnis: kein einziger war unbelastet.

 

 Auch Verpackungen aus Plastiks stellen ein hohes Gefahrenpotential gegenüber den Meeresbewohnern dar. In jedem Quadratkilometer der Ozeane können sich bis zu 18000 Plastikteile befinden, zeigt eine Studie des UNEP. Der Great Pacific Garbage Patch ist wohl das bekannteste und auch traurigste Beispiel des Plastikmülls in den Ozeanen. Forscher schätzen die Größe dieses Plastikstrudels, der sich im nördlichen Pazifik befindet, auf die Größe Zentraleuropas. Es wird geschätzt, dass dort rund eine Million Plastikteilchen pro Quadratkilometer zu finden sind. Der Stand von 2008 sagt, dass sich rund 100 Millionen Tonnen Kunststoffmüll in dem Strudel befinden, statistisch gesehen, bleibt ein Plastikstück 16 Jahre in diesem Strudel. Und jedes Jahr kommen neue 13 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Weltmeere. Der Great Pacific Garbage Patch liegt in internationalen Gewässern, dadurch fühlt sich auch niemand für die Beseitigung des Müllberges verantwortlich. Politisch ist in dieser Richtung noch nicht viel geschehen. Die EU hat als Ziel festgesetzt, dass 2025 ein EU-Bürger unter 40 Tüten jährlich verbrauchen soll. In Irland gibt es dafür schon ein geltendes Gesetz. Für Plastiktüten gibt es eine Abgabegebühr von 44 Cent, dies führte dazu, dass der pro Kopfverbrauch um 95 Prozent von 328 auf 18 Plastiktüten im Jahr gesunken ist. In Deutschland ist so etwas noch nicht vorgegeben. Die deutsche Regierung sieht den Handel und die Verbraucher in der Pflicht sich um die Regulierung der Plastiktüten zu kümmern, was im Normalfall nicht klappt, da der Griff zur Plastiktüte beim Obst schnell passiert ist.

 

Sowohl für Fische als auch für andere Meeresbewohner ist Plastik tödlich. Viele verwechseln den bunten Kunststoff mit Nahrung und essen diesen auf. Da sie diesen nicht verdauen können, bleibt er in ihren Mägen bestehen. Dadurch können sie ersticken, tödliche Verstopfungen bekommen oder verhungern, da in ihren Magen nichts Nahrhaftes mehr Platz hat. Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigte, dass 93 Prozent der Eissturmvogel Plastikteile in ihren Mägen haben. Und diese Vögel beziehen ihr Futter nur aus dem Meer. Die Lederschildkröte, welche hauptsächlich Quallen frisst, verwechselt diese leicht mit Plastik. Vor kurzem wurde ein toter Zwergwal an einen schottischen Strand gespült. In seinem Bauch befanden sich 800 Kilogramm Plastik.

 

Über die Beseitigung von Plastik aus den Weltmeeren haben sich die zwei Australier Andrew Turton und Pete Cenglinski Gedanken gemacht und „Seabin“ entwickelt. Was wie ein normaler Mülleimer ausschaut, soll die Meere reinigen. Eine Pumpe an den Eimer angebracht, saugt Wasser und damit Müll an. Dieser wird in dem Eimer gesammelt, bis er voll ist und geleert werden kann. Tiere sollen dadurch nicht gestört werden, da er an der Wasseroberfläche schwimmt. Noch stehen die beiden am Anfang ihres Projekts, welches durch Crowdfounding finanziert wird. Doch im Sommer 2016 sollen die ersten „Seabin“ auf den Markt kommen und die Meere reinigen.

 

Wie man im Supermarkt ohne Plastik auskommt, zeigt „Original unverpackt“. Ein Supermarkt in Berlin-Kreuzberg. Die Lebensmittel dort sind in keiner Verpackung. Der Kunde muss diese selbst mitbringen und kann sich das Produkt dann selbst abfüllen. Der Weg zu einer plastiklosen Welt ist noch lang, doch das Bewusstsein der Konsumenten wächst langsam. So haben die USA im Dezember 2015 das Verbot für die Herstellung und den Verkauf von mikroplastikhaltiger Kosmetika gesetzlich verabschiedet. Und vielleicht folgt Deutschland dem, in diesem Fall, vorbildlich Gesetz der Vereinigten Staaten.