18.10.2016

Recycling: 45 Prozent landen in der Verbrennung

Wer pflichtbewusst täglich seinen Müll in diverse Tonnen einsortiert, will auch, dass es zu etwas gut ist. Und wissen, ob es was bringt. Wir haben die Bundesregierung darum gefragt, wie sich die jährlichen Verwertungsquoten der gelben Tonne seit 2013 entwickelt haben.

 

2013 wurden 45,6 % der in Verkehr gebrachten Verkaufsverpackungen aus Metall und Kunststoff, die in der gelben Tonne gesammelt wurden, der thermischen Verwertung zugeführt. Das heißt, sie werden in den Müllverbrennungsanlagen dieses Landes verbrannt. Im Jahr 2014 waren es noch 44,1 %. Im Umkehrschluss heißt das allerdings nicht, dass die übrigen 56 % der gelben Tonne recycelt werden. Laut dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wurden 2014 lediglich rund 20-30 % der Gelben Tonne recycelt. Gerade bei den Kunststoffen, wie z.B. gespülte Joghurtbecher, ist die Recyclingquote mies und besonders viel landet in der Verbrennung. Leider sind aber auch die Recyclingvorgaben sehr gering, so dass es im System wenig Anreiz gibt, hier effizienter zu arbeiten.

Aber warum nochmal wird so wenig recycelt?

Die Vorgaben zum Recycling sind sehr niedrig. Laut Verpackungs-Verordnung müssen aktuell rund 36 % der gelben Tonne stofflich recycelt werden. Das BMUB plant nach dem Scheitern des Wertstoffgesetzes ein Verpackungsgesetz bei dem der Bundesrat nicht beteiligt werden müsste. Dort soll laut Referentenentwurf die stoffliche Recyclingquote auf 63 % steigen. Es ist aber fraglich, ob es hier eine Einigung innerhalb der Koalitionsfraktionen geben wird.

Das Problem: Niedrige Verbrennungspreise.

Die Entsorgungspreise in den rund 70 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland sind zwar zuletzt auf rund 100 € die Tonne gestiegen (von rund 70 €), trotzdem ist das immer noch sehr niedrig, denn das Recycling von Kunststoff ist eigentlich deutlich teurer und wird über die Müllgebühren quer subventioniert. In NRW stehen viele Sortieranlagen still, weil die Verbrennungspreise so niedrig sind.

Fazit

Das System der gelben Tonne funktioniert hinten und vorne nicht. Es werden viel zu wenig Wertstoffe recycelt, insbesondere beim Plastik. Die Bundesregierung muss die Recycling-Quote bei Plastik dringend erhöhen, sonst fühlt man sich als Mülltrenner veräppelt, wenn ein großer Teil des Mülls - genau wie bei der grauen Tonne - in der Verbrennung landet. Mehr Recycling, weniger Verbrennung muss die Devise sein. Die Technik gibt das schon längst her.

Übrigens hat Deutschland im europäischen Vergleich recht gute Recycling-Quoten – aber auch eine der höchsten "Müll-pro-Kopf-Produktionsmengen". Um das zu ändern, muss vielfach auch das Produktdesign verändert werden, damit weniger Müll anfällt. Viele Kaffeekapseln zum Beispiel sind dreifach verpackt, viele Salatgurken bekommt man nur noch in Plastikfolie. Das muss nicht sein. Die vielen Tonnen sind nervig, aber je getrennter man sammelt, desto höher können die Recyclingquoten liegen.

Die Antwort der Bundesregierung auf unsere Schriftliche Frage findet sich hier.