Energiebeauftragte für Afrika
Seit dem 1.11.2017 arbeite ich ehrenamtlich als Energiebeauftragte des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Afrika. Projekte in neun Ländern Afrikas entwickle ich zusammen mit dem BMZ, der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) und der KfW (Kreditanstalt für wirtschaftliche Entwicklung).
Warum machen wir das?
Die Hälfte der Bevölkerung in Afrika hat keinen Zugang zu Strom. Von diesen Menschen leben 90% auf dem Land. Wie würden wir leben, wenn 50% der Menschen in Deutschland keinen Strom hätten? Nicht auszudenken!
Hinzu kommt, dass in vielen dieser Staaten 50% der Bevölkerung 18 Jahre und jünger sind, die Bevölkerung wächst stark, die vielen jungen Menschen brauchen eine Perspektive.
Die SDGs und die Klimaziele von Paris erfüllen
Die Grüne Bürgerenergie – dezentrale, klimafreundliche erneuerbare Energie – setzt genau hier an: Mit Photovoltaik Armut und Hunger bekämpfen: Gemüse und Obst trocknen, Fisch und Medikamente kühlen, Licht in die Häuser bringen, Handwerk wie Schmiedearbeiten, Schweißen, Metallverarbeitung und Nähen ermöglichen, Dienstleistungen wie Friseur, Restaurants und Handyaufladestationen anbieten. Damit werden Einkommen, Arbeitsplätze und Mehrwert geschaffen, Gesundheitsstationen und Schulen besser ausgestattet. Gerade auch Frauen profitieren von dezentralen Energiestrukturen.
Sehr viele der Nachhaltigkeitsziele können mit Erneuerbaren Energien besser erreicht werden und das sogar klimafreundlich. Wir können die Lebenssituation der Menschen verbessern.
„Keinen Menschen zurücklassen“ lautet das Motto der Agenda 2030. Wir müssen die Nachhaltigkeitsziele erfüllen und gleichzeitig die Ziele der Pariser Klimakonferenz einhalten, denn gerade die Menschen in Afrika leiden besonders unter den Auswirkungen der Klimakrise, wie Dürren und Überflutungen.
Einkommen schaffen, Ausbildung anbieten, Finanzierung ermöglichen
Dezentrale Energien können wir nur zusammen mit der Bevölkerung vor Ort aufbauen. Entscheidend ist, dass wir ein gutes Betreibermodel haben, so dass die Anlagen auch langfristig gewartet werden und funktionieren. Dazu brauchen wir ausgebildete junge Leute. Deshalb fördern wir im Rahmen der Grünen Bürgerenergie auch die Berufsausbildung in diesen Bereichen. Wir bieten Netzwerke an, so dass Akteure gegenseitig ihre Erfahrungen austauschen können und sich gute Ideen verbreiten. Das alles ist Aufgabe der GIZ.
Wir wollen aber nicht bei einzelnen Beispielen stehen bleiben; gute Projekte müssen schnell vervielfältigt werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen.
Dazu brauchen wir Geld, auch private Investitionen. Für den Aufbau von dezentralen Solarnetzen unterstützen wir mit der KfW deshalb crowdfunding Möglichkeiten oder beteiligen uns an Projekten der African Development Bank, weil wir natürlich insbesondere lokale Unternehmen stärken wollen.
Drei Beispiele:
In Sambia und im Senegal wird von Genossenschaften bei den einzelnen, weit verstreut lebenden Bauern die Milch abgeholt. Z.T. wird diese Milch dann weiter verarbeitet und damit Mehrwert geschaffen. Die Familien erzielen Einkommen, die Kinder können zur Schule gehen, gerade für die Frauen verbessert sich die Lebenssituation.
In Benin sind bei den Bauern Dieselwasserpumpen durch Solarpumpen ersetzt worden. Das ist nicht nur klimafreundlich, sondern die Investition ist nach wenigen Jahren wieder reingeholt, weil der Preis für Diesel und die Wartungskosten sehr hoch sind im Verhältnis zu Solarpumpen. Ein Modell, das sich sehr leicht vervielfältigen läßt.
Die Ausbildung von Lehrern, die in anderen Teilen Namibias wieder junge Leute ausbilden. Ein junger Mann demonstrierte mir seine selbst gebaute Photovoltaikanlagen und sagt ganz begeistert: wir können auf jedes Dach Photovoltaik setzen, die Menschen haben Licht und brauchen keine Kerzen mehr, deren Rauch krank macht. Die Brandgefahr ist reduziert.